Dienstag, 4. Dezember 2012

Small Beast w/ David J & Scott Matthew

Small Beast

w/ David J / Scott Matthew / Paul Wallfisch

30.11.11 Schauspielhaus, Dortmund

Huch, schon wieder ein Monat rum und damit mal wieder Zeit für ein Small Beast, diesmal erneut im Studio des Schauspielhauses Dortmund.Wegen der Vorstellung von Einige Nachrichten an das All zuvor, verzögerte sich der Einlass, so dass erst gegen halb elf der Sturm auf die besten Plätze begann. Man hatte das Bühnenbild belassen und das Equipment einfach integriert, nur Paul Wallfischs Klavier passte nicht mehr rein und stand etwas seitlich davon.

Paul Wallfisch & Brian Viglione

Wallfisch begann sein kurzes Solo-Set mit dem bereits letzten Monat gespielten Stones-Cover Sweet Black Angel. Leider schien sein Bühnen-Sound nicht existent zu sein, denn mehrfach nörgelte er zum Mischer, dass er nichts höre, was leider einen etwas fahrigen und uninspirierten Auftritt zur Folge hatte. Love & Rockets wurden zu Ehren des Haupt-Acts David J ebenfalls gecovert, außerdem wurde Because You're Gone in einer an Ragtime-Musik erinnernden Version runtergespielt. Das Lied hat Wallfisch zusammen mit Little Annie geschrieben und ist zudem auf David J's aktuellem Album Not Long For This World zu finden. Die hyperaktive Version tat ihm jedenfalls nicht gut. Erst zum Ende wurde Wallfisch wieder zur bekannten Rampensau, als ihn nämlich der nicht minder extrovertierte Brian Viglione unterstützte und dabei Konfetti aus dem Hut zauberte und bei einem Rundgang durchs Studio alles als Percussion nutzte, was ihm in den Weg kam, während Wallfisch dazu auf dem Klavier balancierte.

Scott Matthew

Danach rief er dann nach Scott Matthew, der als nächstes spielen sollte, doch der war nicht da: Also ging der Chef persönlich, Intendant Kay Voges, los und holte ihn auf die Bühne. Matthew wurde von einem Gitarristen begleitet, den er mit den Worten "Oh dear, you are here" begrüßte. Diese verhuscht-sympathische Art behielt er während des gesamten Auftritts bei. Da er mit seinem aktuellen Album Gallantry's Favorite Son bereits im Frühjahr durch Deutschland getourt war, hatte er sich für diese Reise etwas anderes geplant. Personal Hitparade nannte sich das Programm und bestand ausschließlich aus Coverversionen von Songs, die ihm etwas bedeuten. Los ging es mit Neil Young's Harvest Moon, das durch den reduzierten Anfang schwer zu erkennen war, bevor er auf der Ukulele in den bekannten Rhythmus verfiel.


Ebenso überraschend dann Anarchy In The UK, das in dieser Version deutlich an Charme gewann. Das Publikum reagierte freudig amüsiert und war endgültig hin und weg von ihm, als er es geschickt zum Mitsingen aufforderte, denn den Text würden wir bestimmt kennen. Und so sang das ganze Studio ohne Ansatz von Scham Whitney Houston's I Wanna Dance With Somebody und Scott Matthew zeigte sich begeistert. es folgten weitere mehr oder weniger bekannteStücke u.a. von Morrissey und natürlich auch das auch bei seinen "normalen" Konzerten gerne gespielte No Surprises von Radiohead. Dann wies er darauf hin, dass er natürlich bemerkt habe, dass seine Song-Auswahl  für manche Erheiterung sorgte, dass ihm aber das nächste Lied so sehr am Herzen liege, dass er um ernsthaftes Zuhören bat. Doch prompt giggelte es bei den ersten Takten von Annie's Song von John Denver hörbar unter den Anwesenden, doch Matthew nahm es mit Humor, zumal anschließend tatsächlich andächtige Stille herrschte, denn die dargebotene Ergriffenheit von Matthew übertrug sich auf die Zuhörer.


Am Ende wurde begeistert eine Zugabe gefordert und gewährt und Matthew hatte mit diesem sagenhaften Auftritt viele neue Freunde gewonnen, wie ich auch im persönlichen Bekanntenkreis erfreut feststellen durfte. Nach der obligatorischen Zigarettenpause ging es dann um bereits kurz nach halb eins mit David J weiter.

David J

Und auch der ehemalige Bauhaus-Bassist lieferte fast ein reines Set an Fremdkompositionen ab. Unterstützt wurde er von Paul Wallfisch am Klavier, Brian Viglione am Schlagzeug, sowie einem Geiger und einem Bassisten. Somit war klar, dass es musikalisch eher in die Cabaret-Richtung gehen würde, wie auch auf Not Long For This World, mit dessen Titelstück das Konzert begann. David J ist sicherlich kein begnadeter Sänger, was man gerade bei Because You're Gone deutlich merkte, aber stimmliche Defizite versuchte er durch eine durchaus theatralische Performance auszugleichen, was ihm auch größtenteils gelang.


Aber besonders gut wurde es in Momenten mit (ungeplanten) Nebeneffekten. Bei St. James Infirmary sang er durch ein Megaphon, bei dem sich plötzlich ein sirenenhafter Alarmton einstellte, den er nicht ausgeschaltet bekam, der dem Lied aber sehr gut stand. Das einzige Stück von Bauhaus an diesem Abend, Who Killed Mr. Moonlight, kam dagegen nicht so überzeugend rüber. Nach einer knappen Stunde verabschiedete er sich mit dem vor allem durch Marlene Dietrichs Version bekannten Falling In Love Again (Can't Help It), bei dem er einige Zeilen des deutschen Originaltextes einbaute und sich prompt verhaspelte.


Dennoch verlangte das inzwischen ob der fortgeschrittenen Stunde etwas ausgedünnte Publikum nach einer Zugabe und bekam sie auch. Hier wurde dann wieder gecovert und diesmal passte alles. Natürlich konnte er sich gesanglich nicht mit Nick Cave messen, aber die Musiker, allen voran der Geiger, legten sich so sehr ins Zeug, dass The Mercy Seat ein würdiger Abschluss wurde.


David J lieferte alles in allem eine solide bis gute Vorstellung ab, doch Star des Abends war eindeutig Scott Matthew, der alle Anwesenden restlos begeisterte, ob sie seine Musik schon vorher kannten oder nicht.

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